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Mark Scheppert: 90 Minuten Südamerika | Fritten, Fussball & Bier
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Fritten, Fussball & Bier / Review  / Buch  / Mark Scheppert: 90 Minuten Südamerika

Mark Scheppert: 90 Minuten Südamerika

Puh…ich habe fertig! Mit was? Ja mit dem Buch „90 Minuten Südamerika“ von Mark Scheppert und verdammt, ja, ich fand das Ding geil. Da kommt einer und erzählt mit auf 156 Seiten was von Südamerika, von Freundschaft, von verdammt viel Bier und von seiner Suche nach seiner Heimat! Wie, versteht ihr nicht? Der ist doch aus Deutschland und wieso sucht er jetzt dann? Und was hat das mit Fussball zu tun? Und überhaupt, wieso stöhne ich am Anfang meiner Buchkritik gleich rum? Fragen über Fragen, die ich nur zu kleinen Teilen beantworten kann. Rumgestöhnt habe ich, weil ich das Buch verdammt schnell fertig gelesen habe, weil ich es geil fand, und weil ich – dafür verfluche ich dich Mark Scheppert – jetzt unbedingt nach Südamerika will.

Die bundesdeutsche Nationalmannschaft kann mir heute und wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit gestohlen bleiben. Und dieses Deutschland eigentlich auch. Ich bin kein Deutscher! (Mark Scheppert in 90 Minuten Südamerika, im Jahr 1990)

„90 Minuten Südamerika“ ist kein wirkliches Fussballbuch. Eigentlich ist Fussball hier nur so am Rande das Theme, eigentlich ist Fussball auch nur da um mit Freunden ein wenig zu kicken und Bier zu konsumieren und ureigentlich ist Fussball für Mark Scheppert nur der Grund für seine unzähligen Südamerikabesuche. Man könnte fast behaupten, er flüchtet immer dann aus Deutschland, wenn ein großes Turnier ansteht und eigentlich jeder in Deutschland zum Fan wird und stolz ist auf die Nationalmannschaft. Dann fühlt er sich fremd in dem Land, was seines sein sollte. Er weiß nicht so Recht, einerseits ist er verdammt froh, dass die Mauer gefallen ist, aber andererseits kann er nicht von einer Minute auf die andere von der DDR-Fussballnationalmannschft zur BRD-Fussballnationalmannschaft umschwenken. Das geht nicht, auch wenn gerade zur WM 1990 die perfekte Gelegenheit dazu gewesen wäre. Deutschland wird Weltmeister, ganz Berlin stößt kollektive Jubelschreie aus, bis auf einen einsamen Ostdeutschen, der auf einem Berliner Dach sitzt und ein Bier trinkt. Für Mark Scheppert war in diesem Moment klar, dass er während der nächsten großen Turniere nicht in Deutschland sein wird und dass er die Welt erkunden wird. Dass das allerdings die nächsten 20 Jahre so gehen wird und dass er am Ende als ein großer Fan der deutschen Nationalmannschft zurückkehren wird, daran hätte er nie im Leben in diesem Moment gedacht…

Yo soy alemán, alemán, alemán! Yo soy alemán, alemán, alemán! Ja, ich bin Deutscher! Es ist die Nacht des 11. Juli 2010. (Mark Scheppert in 90 Minuten Südamerika, im Jahr 2006)

Während der nächsten Turniere, egal ob sie in 1992 in Schweden stattfinden oder 2006 in Deutschland, Mark Scheppert ist immer in Südamerika. Zuerst mit seinen guten Freunden Matze, Jenna und Göte, später mit seiner Freundin oder auch mal ganz alleine. Hauptsache er ist weg aus Deutschland und weg vom Fussball, hauptsache keiner nervt ihn mit der blöden deutschen Nationalmannschaft. Aber genau das ist eigentlich in Südamerika ein Problem. Dem Fussball kann man sich dort überhaupt nicht entziehen, er ist Allgegenwärtig und selbst auf dem höchsten Gipfel, in der entlegensten Bucht, selbst im Dschungel, überall findet sich jemand, der über Fussball reden will oder eine Hütte in der Nähe kennt, wo immer Fussballspiele im TV laufen. Doch das ist eigentlich nur eine Nebensache, denn eigentlich will man Abenteuer erleben, sich betrinken und immer und überall Spass haben. Vor allem der Alkohol spielt in dem Buch eine große Rolle. Eine Reise mit Freunden ohne Bier? Geht gar nicht, das ist klar, aber bei der ein oder anderen Stelle im Buch habe ich mir schon gedacht, verdammt, vertrage ich nur nichts oder sind diese Jungs so verdammt trinkfest, dass sie selbst einen Elefanten unter den Tisch saufen würden? Ich weiß es nicht, aber der Alkohol zieht sich einfach quer durch Südamerika, äh…ne durch das Buch und irgendwie passt es auch. Südamerika, Alkohol, Frauen und Fussball. Ach ja, die Freundschaften und die Abenteuer darf ich nicht vergessen, aber genau diese Mischung macht das Buch zu einem verdammt guten Buch. Auch weil jeder von uns sich nach solchen Trips und nach solchen Erlebnissen sehnt…

Mark Scheppert spricht in dem Buch jedoch auch kritische Töne an. Sein heißgeliebtes Südamerika verändert sich und das nicht zum Guten. Die Kluft zwischen Reich und Arm geht weiter auseinander und er als Rucksacktourist bekommt mehr die Armut und die Gewalt mit als den Reichtum einiger weniger. Gleichzeitig sind seine paradisischen Orte nicht mehr paradisisch, sondern nur noch versiffte und ärmliche Touristenhochburgen und absolut keinen Besuch mehr wert. Er erlebt das mit einem weinenden Auge, kann sich aber gleichzeitig doch wieder auf seinen Kontinent freuen und kündigt schon mal an, am 13. Juni 2014 in Rio de Janeiro zu sein. Wieso? Eigentlich ganz klar, wir werden – laut Mark Schepperts Begegnungen mit südamerikanischen Wahrsagern und betrunkenen Straßenverkäufern – 2014 Weltmeister und das im Land des Zuckerhuts, in Brasilien. Da muss der Autor auch mit dabei sein und will nicht wie die 20 Jahre zuvor weglaufen. Er will wieder mitfiebern mit seiner inzwischen liebgewonnenen ersten Heimat Deutschland und er will feiern in seiner zweiten liebgewonnen Heimat Südamerika. Und wer Lust hat, ist an diesem Tag von Mark Scheppert eingeladen zum gemeinsamen Fussballgucken und Mitfiebern, Treffpunkt ist 14 Uhr, am „gelben Kiosk“ an der Copacabana, gegenüber des Mariott-Hotels. Na dann viel Spass und wer weiß, vielleicht komme ich ja dort auch auf ein Bier vorbei, Lust hätte ich ja….

Markscheppert

Zum Schluß kommt noch mein persönliches Fazit zu dem Buch. Kurz gesagt, ich finde es großartig! Es ist einfach geschrieben, verständlich und gleichzeitig in einer Sprache, in die man sich leicht hineinversetzen kann. Dadurch kriegt es den Touch eines authentischen Reisetagebuches. Aufpassen muss man aber trotzdem, denn das ein oder andere Mal springt Mark Scheppert zwischen verschiedenen Geschichten hin und her und man weiß dann nicht sofort, in welchem Land er sich befindet oder in welcher Zeit? Das aber macht gar nichts, denn spätestens auf der nächsten Seite ist man wieder voll drin und wird von den Erzählungen von Mark Scheppert mitgerissen.

Wertung: 8/10

Seiten: 156

Erscheinungsjahr: 2011

Bezug: Amazon & www.markscheppert.de

Quelle Trailer: Youtube (User:)

Toby Volke

Servus, ich bin der Frittenmeister. Den Blog habe ich 2006 nach der WM in Deutschland gegründet, einfach weil ich meiner Leidenschaft, dem Fussball, mehr Zeit widmen wollte. Und was ist da besser dazu geeignet als ein Blog, wo man immer viel Hintergründe recherchieren muss. Passt perfekt oder?Verein: SV Wacker Burghausen

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