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Arminia Bielefeld und die Geschichte mit dem Sicherungsfonds | Fritten, Fussball & Bier
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Fritten, Fussball & Bier / Geld regiert die Welt!  / Arminia Bielefeld und die Geschichte mit dem Sicherungsfonds

Arminia Bielefeld und die Geschichte mit dem Sicherungsfonds

Die DSC Arminia Bielefeld GmbH & Co. KGaA ist pleite! Um aber nicht in der laufenden Saison den Spielbetriebe einstellen zu müssen, haben die Bielefelder als erster Verein überhaupt den sogenannten Sicherungsfonds des Ligaverbandes in Anspruch genommen. Aus diesem Geldtopf haben sie vor einigen Tagen 1,25 Millionen Euro und einen Punktabzug mit dazu bekommen. Den Punktabzug gibt es deswegen, da in den Statuten des Sicherungsfonds festlegt wurde, dass bei der Inanspruchnahme des Fonds auch ein Punktabzug, sozusagen als Strafe für das unsolide wirtschaften, abgezogen werden müssen. Die Höchststrafe sind der Abzug von 3 Punkte und den hat die Arminia bekommen. Blöd war nur, dass durch den Punktabzug die Arminia abgestiegen ist und damit sozusagen am grünen Tisch der Abstieg besiegelt wurde. Andererseits, bei dem Rückstand, den die Arminia auf das rettende Ufer gehabt hat, war das auch schon egal. Eine Woche später wären sie dann sportlich auch abgestiegen gewesen, jedoch können sie jetzt mit der Finanzspritze die nächsten zwei Monate alle Gehälter bezahlen und die Saison so noch bis zum Ende mitspielen. Für die DFL ist das super, denn bei einer Insolvenz mit gleichzeitiger sofortiger Einstellung des Spielbetriebs hätte alle Spiele der Arminia, rückwirkend auf die ganze Saison, mit 0:2 werten müssen. Das wäre natürlich ein gewaltiger Aufwand gewesen, etliche Spiele hätten neu berechnet werden müssen, die Tabelle hätte sich komplett geändert und vermutlich hätte es auch den ein oder andere Protest zu verhandeln gegeben. Das ist jetzt alles nicht der Fall, das ist großartig und ein Verdienst des Sicherungsfonds…

Der Vorstand des Ligaverbandes hat heute dem Antrag der DSC Arminia Bielefeld GmbH & Co. KGaA auf Inanspruchnahme des Sicherungsfonds stattgegeben. Der Klub erhält nach Prüfung der ergänzend eingereichten Unterlagen gemäß den Statuten des Ligaverbandes umgehend rund 1,25 Millionen Euro als Finanzhilfe. Gleichzeitig beschloss der Ligavorstand, Arminia Bielefeld mit sofortiger Wirkung in der aktuellen Tabelle der 2. Bundesliga drei Punkte abzuziehen. (Newsmeldung des DFB vom 19.04.2011)

Eine Frage, die sich jetzt Spötter, Neider, Wirtschaftsexperten und wir jetzt stellen, ist ob es es überhaupt sinnvoll ist, einen Verein, der sportlich schon so gut wie abgestiegen war, der Schulden hat bis zum Umfallen, der das Geld vermutlich nie mehr zurückzahlen wird können, der vielleicht nicht mal die Lizenz für die 3. Liga bekommen wird, ja ist es sinnvoll, die Insolvenz so eines Verein noch mit einer Millionenspritze nach hinten hinauszuschieben? Eigentlich sollte man mit dem Sicherungsfonds Vereine vor der Insolvenz retten, die auch eine Zukunft haben, doch nach dem heutigen Stand sieht das bei der Arminia nicht gerade gut aus. Sportlich sind sie schon am Ende, der Abstieg aus der 2. Bundesliga ist schon besiegelt. In welcher Liga sie nächstes Jahr antreten werden, dagegen noch nicht. Es könnte die 3. Liga werden, es könnte jedoch auch die 5. oder 6. Liga werden, je nachdem ob sie überhaupt eine Lizenz für eine der Ligen bekommen.  Leicht wird das nicht, aber falls sie es doch schaffen sollten, dann kann ich mir jetzt schon vorstellen, wie die anderen Vereine der 3. Liga in der nächsten Saison meutern werden. Da kommt ein Verein, der jahrelang über seine Verhältnisse gelebt hat und jetzt eben mal 1,25 Millionen Euro Einahmen gehabt hat und somit kein so großes Loch mehr in den Kassen hat, wie sie eigentlich haben müssten. So viel Einnahmen haben die Vereine der 3. Liga  zum Teil nicht mal über die ganze Saison und die Arminen bekommen das schnell mal so in den Arsch geblasen. Ja, diese Argumente werden kommen und zwar bei jedem Sieg, den die Arminia in der nächsten Saison einfahren wird. Bei jedem Sieg wird es heißen, dass dieser Verein nicht mehr existieren dürfte, dass die DFL Gelder verschenkt, usw. usw. usw.

Wenn die Arminia aber komplett pleite geht und keine Lizenz mehr erhalten wird, dann aber hat sich die DFL einen richtigen Schildbürgerstreich geleistet. Das Geld, das ein Verein aus dem Sicherungsfonds erhält, ist nämlich nur ein Kredit. Den kann aber kein Verein mehr zurückzahlen, wenn er in die Insolvenz geht oder um es anders zu sagen: Dann wäre das Geld komplett verloren. Aber egal, die DFL bzw. die Vereine, die in den Fonds eingezahlt haben, haben es ja und geben das Geld gerne.

Egal, was auch passieren, der Sicherungsfonds hat seine Aufgabe perfekt erfüllt. Nur zufrieden ist mit dem Ergebnis trotzdem keiner…

Anhang VIII: Richtlinie zum Sicherungsfonds

1. Zweck des Sicherungsfonds

Mit dem Sicherungsfonds, den die Vereine und Kapitalgesellschaften der Lizenzligen (Lizenznehmer) gemäß Â§ 8 Nr. 2 b) Lizenzierungsordnung dem Ligaverband zu stellen haben, soll gewährleistet werden, dass der Spielbetrieb in den Lizenzligen reibungslos abgewickelt werden kann, insbesondere auch dann, wenn ein einzelner Lizenznehmer während der Spielzeit zahlungsunfähig wird.

2. Einrichtung des Sicherungsfonds

Der Ligaverband behält von der ersten und zweiten Fernsehrate der jeweiligen Spielzeit jeweils Mio € 5 ein und führt sie dem Sicherungsfonds zu. Die Zinserträge aus dem Sicherungsfonds stehen dem Ligaverband zu. Ãœber deren Verwendung entscheidet der Vorstand des Ligaverbandes.

3. Voraussetzungen der Verwendung des Sicherungsfonds

Jeder Lizenznehmer kann, sofern und soweit es die Ausstattung des Sicherungsfonds im jeweiligen Zeitpunkt zulässt, einen Betrag in Höhe von bis zu zwei in der Plan-Gewinn- und Verlustrechnung der Lizenzierungsunterlagen für die laufende Spielzeit geplanten Monatsgehälter seines Personalaufwands Spielbetrieb, höchstens aber Mio € 5, in Anspruch nehmen. Eine Verpflichtung der Lizenznehmer, des Ligaverbandes und der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH zur Aufstockung oder Auffüllung des Sicherungsfonds nach dessen teilweisen oder vollständigen Inanspruchnahme besteht nicht. Ein Lizenznehmer ist dann als zahlungsunfähig im Sinne dieser Bestimmungen zu betrachten, wenn er voraussichtlich nachhaltig seine fälligen Geldschulden aus vertraglichen Verpflichtungen im Wesentlichen nicht erfüllen kann. Die vertraglichen Verpflichtungen ergeben sich aus seinem Spielbetrieb in der Bundesliga oder 2. Bundesliga, insbesondere gegenüber den Spielern der Lizenzmannschaft, gegenüber dem Ligaverband oder auch dritten Personen. Bestehen Zweifel darüber, ob der Lizenznehmer solche Verbindlichkeiten noch erfüllen kann oder nicht, stellt die DFL Deutsche Fußball Liga GmbH nach Prüfung der eingereichten Unterlagen verbindlich fest, ob der Lizenznehmer als zahlungsunfähig zu betrachten ist.

Zahlungsunfähigkeit eines Lizenznehmers im Sinne dieser Bestimmungen liegt jedenfalls spätestens dann vor, wenn die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über sein Vermögen beantragt oder ein vorläufiges Insolvenzverfahren eröffnet oder die Eröffnung mangels Masse abgelehnt wird.

4. Vorlagepflichten des Lizenznehmers

Zur Feststellung der Zahlungsunfähigkeit eines Lizenznehmers gemäß Nr. 3 hat der Teilnehmer einen aktuellen Finanzstatus mit Liquiditätsplanung bis zum Ende der jeweiligen Spielzeit einzureichen. Zusätzlich ist dem Ligaverband eine Erklärung des verantwortlichen Vorstandes über die Vollständigkeit und Richtigkeit der Aufstellung vorzulegen.

5. Arten der Verwendung

Ist ein Lizenznehmer im Sinne dieser Bestimmungen als zahlungsunfähig zu betrachten, kann die DFL Deutsche Fußball Liga GmbH im Einvernehmen mit dem Lizenznehmer aus dem Sicherungsfonds für den Lizenznehmer dessen vertragliche Verbindlichkeiten erfüllen. Eine Schuld oder Haftung des Ligaverbandes und/oder der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH gegenüber Gläubigern des Lizenznehmers wird dadurch nicht begründet. Die Verbindlichkeiten des Lizenznehmers sind tunlichst in folgender Reihenfolge zu begleichen:

1. gegenüber den Spielern, den Trainern und dem Funktionsteam,
2. gegenüber dem Ligaverband,
3. gegenüber Dritten.

Ausgenommen sind sämtliche Transferverbindlichkeiten, die aufgrund einer Verpflichtungm eines Lizenzspielers gegenüber einem abgebenden Club entstanden sind. Ein Anspruch der unter Nr. 1 bis 3 Genannten gegen den Ligaverband und/oder die DFL Deutsche Fußball Liga GmbH auf Auszahlung von Mitteln aus dem Sicherungsfonds besteht nicht.

6. Folgen der Inanspruchnahme des Sicherungsfonds

Nimmt ein Lizenznehmer Mittel aus dem Sicherungsfonds in Anspruch, spricht der Vorstand des Ligaverbandes einen Punktabzug gegenüber dem Lizenznehmer aus. Die Entscheidung ist endgültig. Bei einer Inanspruchnahme des Sicherungsfonds durch ein- oder mehrmalige Auszahlungen von bis zu einem in der Plan-Gewinn- und Verlustrechnung für die Lizenzierung der entsprechenden Spielzeit geplanten Monatsgehalt seines Personalaufwands Spielbetrieb wird dem Teilnehmer in der laufenden Spielzeit mit sofortiger Wirkung ein Gewinnpunkt aberkannt. Bei einer Inanspruchnahme von insgesamt mehr als einem und bis zu zwei Monatsgehältern beträgt der Abzug mit sofortiger Wirkung insgesamt drei bzw. zwei weitere Gewinnpunkte. Die als Darlehen des Ligaverbandes erhaltenen Gelder sind zu verzinsen. Der Zinssatz beträgt für das Jahr 5%.
Die Rückzahlung der in Anspruch genommenen Mittel einschließlich Zinsen an den Ligaverband ist Bedingung für den Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit im Lizenzierungsverfahren für die der Inanspruchnahme folgenden Spielzeit und – im Fall der Nichtrückzahlung – jeder weiteren Spielzeit bis zum Ablauf von fünf Jahren. Erfolgt die Rückzahlung nicht fristgerecht, ist der Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit nicht erbracht und der Lizenznehmer erhält keine Lizenz für die entsprechende Spielzeit.

Die Verbindlichkeit des Lizenznehmers gegenüber dem Ligaverband erlischt mit dem Ablauf
von fünf Jahren.

7. Rückzahlung des Sicherungsfonds

Sofern und soweit der Sicherungsfonds am Ende der Spielzeit noch Mittel enthält, werden diese an die Lizenznehmer der abgeschlossenen Spielzeit gemäß der Fernsehgeldverteilung für diese Spielzeit ausgeschüttet.

Quelle: Lizenzierungsordnung, Teil VIII Sicherungsfonds auf www.bundesliga.de (PDF)

Toby Volke

Servus, ich bin der Frittenmeister. Den Blog habe ich 2006 nach der WM in Deutschland gegründet, einfach weil ich meiner Leidenschaft, dem Fussball, mehr Zeit widmen wollte. Und was ist da besser dazu geeignet als ein Blog, wo man immer viel Hintergründe recherchieren muss. Passt perfekt oder?Verein: SV Wacker Burghausen

7 Comments
  • Frittenmeister

    Na stimmt…jetzt wo ich es noch mal lese, ist die Ironie schon erkennbar. Aber beim ersten Lesen … na ja lassen wir das! Ich hoffe mal, dass der große Kuchen zu eurer Rettung was dazugeholfen hat, denn Sterben darf die Arminia nicht!

    Ãœbrigens, das mit dem Galgenhumor kenn ich zur Genüge…ich sag nur Wacker Burghausen Fan! Vielleicht – falls wir noch irgendwann mal ein Spiel gewinnen sollten – sehen wir uns ja nächstes Jahr in der 3. Liga…

    27. April 2011 at 15:28
  • Johnny Dresden

    Lieber Frittenmeister,
    ich hatte geglaubt, die Ironie zwischen meinen Zeilen sei erkennbar, muss aber nach nochmailgem Lesen eben dieser eingestehen, dass dem wohl nicht so ist. Insofern: Bitte nicht falsch verstehen. Als Bielefelder kann man sich dieser Tage entweder grämen oder in Galgenhumor flüchten.
    Den großen Kuchen haben wir trotzdem mit Freude angeschnitten 😉
    Eine schöne Woche wünscht Johnny

    27. April 2011 at 14:47
  • Frittenmeister

    Ich habe kein Problem mit der Arminia, ich finde, dass sie die 3. Liga nächstes Jahr sogar aufwerten. Aber man hört natürlich aus dem Umfeld verschiedener Vereine schon diese Argumente zwecks den Finanzen…

    Der Stadionbau mag ja die Ursache sein, aber in der 2. und 3. Liga haben jetzt nicht wirklich viele Vereine Fördergelder für einen WM-Bau erhalten? Und auch in der 1. Bundesliga haben ja nicht alle Vereine eben mal schnell ihr Stadion ausgebaut, weil die WM vor der Tür stand…nein, da ist bei euch was schiefgelaufen, da hat euer Management gewaltig gepennt und den „großen Kuchen“ ins Gespräch bringen, das ist hier komplett falsch.

    27. April 2011 at 14:14
  • Johnny Dresden

    „Ja, diese Argumente werden kommen und zwar bei jedem Sieg, den die Arminia in der nächsten Saison einfahren wird. Bei jedem Sieg wird es heißen, dass dieser Verein nicht mehr existieren dürfte, dass die DFL Gelder verschenkt, usw. usw. usw.“ – Keine Sorge, lieber Frittenmeister. Auch in der kommenden Saison wird es nicht viele Arminen-Siege geben. Wir fangen bei Null an und werden erst einmal gegen den Abstieg spielen.
    Noch eines zum Stadionbau, der ja nun Die Ursache für die Misere ist: Zur WM haben sehr viele Clubs vom Land sehr viel Fördergeld für ihre Stadionausbauten bekommen. Damit waren sie mit einem Schlag besser gestellt als Vereine, die kein WM-Stadion ihr eigen nannten. Da ging es mit der Schieflage schon los. Insofern haben wir Bielefelder kein Problem mit der Annahme des DFL-Geldes. Wenn man so will haben wir uns lediglich etwas von dem Kuchen abgeschnitten.

    27. April 2011 at 13:07
  • Frittenmeister

    Du sagst es und du spricht gleich noch die Lizensierungsgeschichten an. Irgenwer muss da gepennt haben oder hat sich von einer gewissen Lobbyarbeit beeinflußen lassen. In den letzten Jahren hätten viele Vereine keine Lizenz mehr bekommen dürfen, Dortmund vor ein paar Jahren, die 60er,Schalke usw usw. Die Liste ist ewig fortzusetzen und wieso haben die Vereine immer ihre Lizenz bekommen? Man weiß es nicht, da hab aber wohl jemand seine Finger drinnen gehabt…

    27. April 2011 at 09:51
  • Marcus

    Dass es bei einem Verein der 1. oder 2. Bundesliga so weit gekommen ist, sollte auch die Lizensierungsherrschaften aufwecken. Es geht ja nicht um Erdnuss-Beträge und die finanzielle Entwicklung hat ja durchaus eine Geschichte, die länger ist als eine Saison. Das Gleiche gilt auch für 1860 München, die ja ebenfalls kurz vor einer Insolvenz waren und/oder sind. Von Schalke 04 gar nicht zu reden. – Unabhängig davon ist es für die DFL und das Produkt Fußball-Bundesliga wichtig, dass die Saison regulär zu Ende gespielt wird. Der Schaden durch einen Verein, der in der laufenden Saison dircht machen muss, liegt deutlich über ein, zwei oder fünf Millionen Euro. Am nächten Spieltag ist Bielefeld zu Gast bei Aufstiegskandidat Fürth und hat schon letzte Woche in Düsseldorf 18.000 Zuschauer gezogen (na ja). Hertha empfängt 1860, da werden 50.000 feiern. Wer hätte die Ausfälle im Falle einer Insolvenz gezahlt? Zwar wäre der VfL Bochum Nutznießer einer Anullierung der Bielefeld-Spiele, aber richtig Spaß hätte wohl keiner daran.

    27. April 2011 at 09:16

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