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Tom meets Zizou – Kein Sommermärchen | Fritten, Fussball & Bier
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Fritten, Fussball & Bier / Review  / Fussballfilme  / Tom meets Zizou – Kein Sommermärchen
Filmplakat mit dem Titel „Tom meets Zizou – Kein Sommermärchen“ mit strukturiertem Hintergrund und prominent dargestelltem Männergesicht. Fritten, Fussball & Bier - www.soccer-warriors.de

Tom meets Zizou – Kein Sommermärchen

Für viele ist er Inbegriff des gescheiterten Fussballers. Vor 10 Jahren, als seine Karriere beim damaligen oberbayerischen Zweitligisten SV Wacker Burghausen begann, dachte ganz Fussballdeutschland noch, dass aus Thomas Broich einmal ein ganz Großer werden wird. Für die Medien war er schon so etwas wie ein Messias, jemand der uns die WM 2006 retten wird und der zusammen mit Bastian Schweinsteiger, mit Lukas Podolski und mit Phillip Lahm die deutsche Nationalmannschaft wieder ganz nach oben bringt. Auch Rudi Bommer, damals Trainer von Burghausen, war von dem jungen Mittelfeldspieler vollkommen überzeugt, gab ihm jeden Tag Tipps für seine zukünftige Profikarriere und nervte damit den jungen Thomas Broich. Vor was warnte der Trainer ihn nur dauernd? Sollte denn alles schlecht sein in der 1. Bundesliga? Sollte dort alles oberflächlich und schwierig sein? Hat man nur als meinungsfreier und angepasster Profi ein schönes Leben in der 1. Bundesliga? Er glaubte das nicht, sein Trainer jedoch schon und der hatte schon früh erkannt, dass Thomas Broich ein etwas anderer Spieler war… ein Spieler, den Deutschland bislang noch nicht gesehen hatte. Und er meinte damit nicht nur sein fussballerisches Talent, sondern vor allem den feingeistigen und nachdenklichen Menschen Broich. Rudi Bommer hat damals schon geahnt, dass es der Supertechniker einmal sehr schwer haben wird im „Haifischbecken“ Bundesliga.

Da hast du so ein schlaues Kind und dann spielt es Fußball! (Mama Broich über die Talente ihres damals noch 10-jährigen Sohnes)

„Mozart“, wie Thomas Broich von den Medien und von Mitspielern genannt wird, hat seinen Spitznamen von einem musikalisch eher nicht so bewanderten Mitspieler, der in seinem Auto mitfahrend erst einmal erstaunt feststellte, dass sein Kollege klassische Musik hört und anschließend das Stück von Carl Orff mit Mozart verwechselte. Der Spitzname, der ihn vor allem dank der Medien bis heute noch begleitet, war geboren.


Tom meets Zizou – Kein Sommermärchen. (Teaser #2) von mindjazz-pictures

In den nächsten Jahren sollte sich der Spitzname zum Fluch erweisen, denn immer wenn es nicht lieft, dann holte irgendeine Zeitung den Namen hervor und gab ihm, den etwas anderen Fussballer, die Schuld für den negativen Lauf. Eigentlich ist das ja eine Beleidigung für alle anderen Fussballer in Deutschland, denn wenn man Thomas „Mozart“ Broich unterstellt, dass er anders ist, weil er feingeistig und nachdenklich ist, öfters mal ein Buch liest und sogar mit dem Fahrrad zum Training kommt, nebenbei studiert und auch noch in einer Studenten-WG wohnt, dann spricht das nicht für alle anderen Profifussballer in Deutschland. Nur diese Herausstellung hat er nicht wirklich für sich nutzen können, statt dessen denkt er viel nach, über Trainer, Mitspieler und über die große weite Welt. Es gibt viele Dinge, die ihn belasten und runterziehen und wenn sein Ex-Trainer und Freund Michael Oenning ihm nahelegt, dass er weniger denken und einfach Fussball spielen soll, dann ist das zwar ein gut gemeinter Ratschlag, aber Thomas Broich kann ihn einfach nicht zu 100% umsetzen.


Tom meets Zizou – Kein Sommermärchen. (Teaser #1) von mindjazz-pictures

Am Ende scheitert er genau daran. Er hat keinen Spass mehr am Fussball, schafft seinen Alltag nicht mehr und will einfach nur noch weg vom Fussballerleben. Parallelen zu Sebastian Deisler lassen sich feststellen, nur bei Thomas Broich ist es mit seiner Depression anders. Er beschreibt sie als „Fussball-Depression“ und und nicht als Depression an sich. Er lässt sein normales Leben schleifen, aber er hat immer noch einen Plan B, so etwas wie seinen eigenen, persönlichen Rettungsplan aus dem Haifischbecken Bundesliga. Er schnappt sich seinen Rucksack und tourt damit durch Australien und am Ende kommt er zwar noch einmal für ein kurzes Intermezzo beim 1. FC Nürnberg zurück in die Bundesliga, aber er ist einfach nicht mehr mit dem Herzen beim Fussball. Er will einfach nur Leben, ohne großen Druck und mit Spass Fussball spielen. Gerade Letzteres aber, ist in Deutschland nicht möglich, zu ernst wird der Sport hier genommen.Da kommt es ihm gerade Recht, dass ein Trainer namens Ange Postecoglou mit seiner Familie auf Urlaub in Holland ist und dort einen Tipp seines Co-Trainers Rado Vidosic nachgeht und sich mit seiner Frau ins Auto setzt und 10 Stunden für einen Kaffee nach Nürnberg fährt. Dort will er Thomas Broich treffen und sich ein Bild von ihm machen. Ist er wirklich wechselwillig? Passt er nach Australien in die Mannschaft von Brisbane? Gute Fragen und nach nur einer halben Stunde ist sich der Trainer sicher! Thomas Broich ist der richtige Mann für seine Mannschaft und er will ihn unbedingt nach Australien lotsen. Für Thomas Broich ist die Sache auch schnell klar. Seine Rucksacktour durch Australien im Jahr zuvor war sehr schon und daher macht er das, was er schon immer machen wollte, er packt endgültig seinen Sachen und wandert nach Australien aus. Dort findet er auch das, was er die letzten Jahre gesucht hat. Einen Verein, der ihm die Freiheiten lässt, Mitspieler, die ihn akzeptieren und ein Leben, wo man ihn nachdenken lässt. Das Ende des Films ist auch das vorübergehende Ende des Märchens. Thomas Broich wird mit seinem Team, den Brisbane Roar, überraschend Australischer Meister und zum zweitbesten Spieler der A-League gewählt. Schon heute sprechen viele Australische Fussballfans vom besten Auslandexport, den man je hatte..


Tom meets Zizou – Kein Sommermärchen. (Teaser #5) von mindjazz-pictures

Filmemacher Aljoscha Pause hat mit „Tom meets Zizou – Kein Sommermärchen“ ganze Arbeit geleistet. Ãœber acht Jahre hinweg hat er Thomas Broich begleitet, von seinen ersten Schritten in den Profifussball beim SV Wacker Burghausen bis hin zu seiner großen Zeit in Australien bei den Brisbane Roar. Zwar war der Film von Anfang an anders geplant, aber wie wir alles wissen, denn Aljoscha Pause hatte eigentlich den Plan, einen kommenden Nationalspieler auf seinem Weg in die Nationalelf zu begleiten. Irgendetwas kommt immer dazwischen, bei Thomas Broich war es Broich selbst.

Die Dokumentation „Tom meets Zizou – Kein Sommermärchen“ ist ein verdammt guter Film und ich kann Euch nur dringend empfehlen ins Kino zu gehen. Schaut Euch den Film an und ihr bekommt einen verdammt ehrlichen Einblick in die nicht immer ganz ehrliche und einfache Fussballszene. Tom meets Zizou ist kein Sommermärchen, aber es ist die große Suche eines hin und hergerissenen Menschen nach dem großen Glück.

Dieser Film wird die Szene verändern. (Michael Oenning, Ex-Trainer und Freund von Thomas Broich in Deutschland)

Auch das weibliche Publikum vom Kultfetzen war bei unserem Vorabscreening in den heiligen Redaktionsräumen von Fritten, Fussball & Bier schwer begeistert und hat ein paar Worte über „Tom meets Zizou – Kein Sommermärchen“ verloren. Am Ende hat sie dann aber noch eine ganz andere Frage bewegt, die bis heute noch unbeantwortet geblieben ist: „Was ist denn nun mit den Katzen? Hat er die nicht nach Australien mitgenommen“. Diese Frage wurde noch nicht beantwortet, sehr vieles andere aus seinem Leben hat Thomas Broich schonungslos ausgebreitet. Er hat erzählt, wie er sich fühlte, wie es ihn innerlich zerrissen hat und wie er immer unglücklicher wurde. Er hat uns allen gezeigt, dass „Fussballer“ nicht unbedingt ein Traumberuf ist…

Wertung: 10/10

Länge: 133 Minuten

Kinostart: 28.07.2011

Webseite: www.tommeetszizou.com

Tom meets Zizou

Quelle für Trailer, Filmplakat: www.mindjazz-pictures & Dailymotion (User: Mindjazz Pictures)

Toby Volke

Servus, ich bin der Frittenmeister. Den Blog habe ich 2006 nach der WM in Deutschland gegründet, einfach weil ich meiner Leidenschaft, dem Fussball, mehr Zeit widmen wollte. Und was ist da besser dazu geeignet als ein Blog, wo man immer viel Hintergründe recherchieren muss. Passt perfekt oder?Verein: SV Wacker Burghausen

4 Comments
  • Frittenmeister

    TV-Premiere:

    WDR Fernsehen, 21.08.2012, 22.30 – 00.00 Uhr

    21. August 2012 at 10:08
  • Claudio

    Hört sich wirklich super an der Film, vor allem, wenn man wie ich Fußball liebt. Ich würde alles für den Fußball tun und mein Vorredner hat Recht, endlich mal ein Film, der aus der Seite der Spieler berichtet.

    27. Juli 2011 at 10:49
  • Thomas

    Tja, Fußball ist in deutschen Landen eben ein Beruf, und kein Hobby – allem voran der Profifußball. Ich werde mir den Film definitiv mal anschauen, weil es nach einer anderen Perspektive klingt, die man einfach nicht oft zu sehen bekommt vom deutschen Fußball.

    27. Juli 2011 at 10:03

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