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Deutsche Ex-Nationalspieler in ausländischer Nationalmannschaft | Fritten, Fussball & Bier
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Fritten, Fussball & Bier / int. Meisterschaften  / Deutsche Ex-Nationalspieler in ausländischer Nationalmannschaft

Deutsche Ex-Nationalspieler in ausländischer Nationalmannschaft

Die FIFA hat vor einiger Zeit den Artikel 15 in ihren FIFA-Statuten geändert und damit für große Aufregung bei vielen großen Fussballnationen gesorgt, denn auf einen Schlag haben alle Verbände Angst bekommen, dass sie gute junge Spieler an eine andere Nation verlieren. Die Angst ist auch berechtigt, wie unsere recherchierte Liste zeigt und diese Liste zeigt nur Spieler, die schon einmal für eine deutsche Nationalmannschaft aufgelaufen sind und sich später dank des neuen Artikel 15 noch mal umentschieden haben. Oftmals jedoch hat man den Eindruck, dass Spieler die Nationalmannschaft nur aufgrund irgendwelcher erhoffter Karrieresprünge wechseln und nicht weil sie sich dem Land zugehörig fühlen. Bevor wir hier noch groß ausholen und euch unsere Gedanken über genau solche Spieler mitteilen, haben wir euch drei Zitate herausgesucht, die die Diskussion um Identifikation oder Karrierreschritt anheizen werden. Wir haben dazu auch unsere Meinung und die ist ganz klar. Solche Spieler brauchen wir nicht, Tschüss, Arrividerci, Ciao, machts gut und viel Spass in eurem neuen Land und eurer neuen Nationalmannschaft.

Ich kann nicht begreifen, wie es zulässig sein kann, dass ein Profi, der bereits in der U 21 das Trikot einer Nation getragen hat, später noch einmal für ein anderes Land auflaufen darf. Da bleibt die Identifikation – und um die geht es ja bei Länderspielen auch – auf der Strecke. (Jogi Löw, unser Bundestrainer)

Ich habe Kontakt zu den Verantwortlichen aufgenommen. Diese Entscheidung habe ich für mich getroffen. Ich wollte mich beim DFB durchsetzen. Ich habe alles versucht. Nun möchte ich mich in Ghana weiterentwickeln. Das ist der nächste große Schritt. (Kevin-Prince Boateng kurz vor seinem Wechsel zum Verband von Ghana in der Bild-Zeitung)

Ich habe zwar keinen großen Bezug zu Polen. Doch ein wenig verstehe ich die Sprache und habe auch einige Freunde aus dem Land. Es ist immer schön international zu spielen. Wenn es mit der DFB-Elf nicht realisierbar sein sollte, dann würde ich mich mit dem Polen-Thema sicherlich noch einmal beschäftigen. (Daniel Ginczek, Stürmber beim BVB II, der vor kurzem eine Anfrage des polnischen Verbandes abgelehnt hat)

Gut, genug aufgeregt, kommen wir noch einmal zurück zum eigentlichen Thema und stellen wir und doch mal ein paar Fragen: Wieso dürfen Spieler denn jetzt auf einmal die Nationalmannschaft wechseln? Entwickelt sich hier bald so etwas wie ein Transfermarkt für Nationalspieler? Spielen bald noch mehr Brasilianer als jetzt schon bei einem Europameisterschaftsturnier mit?

Artikel 15 – Grundsatz

Jede Person, die die dauerhafte Staatsbürgerschaft eines Landes besitzt, die nicht an den Wohnsitz geknüpft ist, ist als Spieler für die Verbandsmannschaft des betreffenden Landes spielberechtigt.

Ein Spieler, der von einem Verband in einem Länderspiel im Rahmen eines offiziellen Wettbewerbs irgendeiner Kategorie und irgendeiner Fussballart eingesetzt wurde (Voll- oder Teileinsatz), kann unter Vorbehalt der Ausnahmeregelungen gemäss nachfolgendem Art. 18 nicht mehr in einem Länderspiel für eine Verbandsmannschaft eines anderen Verbands eingesetzt werden .

Artikel 18 – Wechsel des Verbands

Besitzt ein Spieler mehrere Staatsbürgerschaften, erhält ein Spieler eine andere Staatsbürgerschaft oder ist er aufgrund seiner Staatsbürgerschaft für mehrere Verbände spielberechtigt, so steht diesem bis zur Vollendung des 21 Altersjahres unter den Voraussetzungen gemäss lit. a und b nachfolgend das einmalige Recht zu, die Spielberechtigung für Länderspiele eines anderen Verbands, dessen Staatsbürgerschaft er besitzt, zu erlangen .

a) Das Wechselrecht kann nur beansprucht werden, wenn der Spieler von seinem heutigen Verband noch in keinem A-Länderspiel eines offiziellen Wettbewerbs eingesetzt wurde (Voll- oder Teileinsatz) und er zum Zeitpunkt des ersten Voll- oder Teileinsatzes in einem Länderspiel in einem offiziellen Wettbewerb seines bisherigen Verbands bereits im Besitz der Staatsbürgerschaft des Verbands war, für dessen Verbandsmannschaft er die Spielberechtigung erlangen will.

b) Ein Spieler, der den Verband wechselt, darf für seinen neuen Verband nicht in einem Wettbewerb eingesetzt werden, in dem er bereits für seinen ehemaligen Verband gespielt hat.

Ein Spieler, der die Staatsbürgerschaft des Landes, für dessen Verband er in einem Länderspiel gemäss Art. 15 Abs. 2 eingesetzt wurde, durch Beschluss einer zuständigen staatlichen Behörde definitiv und ohne oder gegen seinen Willen verliert, hat das Recht, die Spielberechtigung für Länderspiele eines anderen Verbands, dessen Staatsbürgerschaft er besitzt oder erhalten hat, zu erlangen .

(aus der Mitteilung an alle FIFA-Mitglieder vom 18. Juni 2008)

Kurz zusammengefaßt: Ein Wechsel in eine andere Nationalmannschaft ist dann möglich, wenn der Spieler noch kein offizielles A-Länderspiel (= EM/WM/Qualifikationsspiele/Confed-Cup) gemacht hat. Die bis 2004 gültige Altersbegrenzung beim Verbandswechsel wurde im Jahr 2008 abgeschafft.

Nachdem die Regelung nun schon zwei Jahre lang läuft, könnte man auch beim DFB eine erste Zwischenbilanz ziehen, tun sie aber nicht, um vermutlich nicht noch mehr Aufhebens um das Thema zu machen und damit Nachahmer zu provozieren. Gut, wenn der DFB das nicht macht, dann mache ich das eben und schaue doch mal, welche Spieler den Verband in den letzten zwei Jahren verlassen und wohin? Was glaubt ihr, ein paar Spieler wie Kevin-Prince Boateng oder Jermaine Jones sind ja bekannt, denn sie wollten mit einer gewissen öffentlichen Aufmerksamkeit den Wechsel vollziehen und sich damit auch als die ungerecht behandelten Superfussballer profilieren. Ich habe jetzt mal versucht, auch die Verbandswechsel herauszufinden, die nicht so groß in der Presse beleuchtet wurden und da bin ich doch auf einige Namen gestoßen…

Spieler, die in den letzten Jahren für den DFB Länderspiele absolviert haben und jetzt in einem anderen Land in der A-Nationalmannschaft spielen (neuer Verband in Klammern)

  • Sebastian Boenisch (Polen)
  • Eric Maxim Choupo-Moting (Kamerun)
  • Mergim Mavraj (Kosovo)
  • Ferydoon Zandi (Iran)
  • Sebastian Tyrala (Polen U21)
  • Marcus Piossek (Polen U21)
  • Kevin-Prince Boateng (Ghana)
  • Stephan Schröck (Philippinen)
  • Jermaine Jones (USA)

Ihr seht, einige haben den Schritt schon vollzogen und die Nationalmannschaft gewechselt. Teilweise wurden sie regelrecht von Scouts ausfindig gemacht und zu einem Wechsel überredet, so wie es bei Stephan Schröck gewesen ist. Er hat dank seiner Mutter neben der deutschen auch die phillipinische Staatsangehörigkeit und darf so für das Land, in dem noch viele Cousins und Cousinen von ihm leben, international spielen. Als kleinen Wechselbonus hat der phillippinische Verband ihm übrigens versprochen, die Schulkosten für seine ganzen Verwandten auf den Phillippinen zu übernehmen. Hört sich ja schon ganz schön nach einem internationalen Transfermarkt mit kleinen Ablösesummen bzw. Handgeldern an.

Der nächste Fall eines Verbandswechsels kündigt sich übrigens auch schon an. Diego Contento, im Moment Stammspieler beim FC Bayern München, hat in einem Interview bekanntgegeben, dass es sein Traum ist für das Land seiner Eltern zu spielen. Gut, das ist legitim, aber erst mal ist ihm wohl wegen seiner eigenen Entwicklung seine Karriere in der deutschen U21 wichtiger. Der DFB verliert aber nicht nur Spieler, sondern er gewinnt auch welche hinzu. Moritz Leitner vom TSV 1860 München ist hier ein aktuelles Beispiel. Der Deutsch-Österreicher mischt mit seinen 17 Jahren gerade die 2. Bundesliga auf und spielte bisher für die österreichischen Jugendnationalmannschaften. Das aber wurde ihm wohl zu langweilig und deshalb entschied er sich jetzt, für das Land seines Vaters, also für Deutschland, aufzulaufen. Also wurde der deutsche Pass beantragt und nachdem dieser Papierkrieg durch war, wechselte er auch gleich von der österreichischen U17 in die deutsche U19. Herzlichen Glückwunsch lieber DFB, da hast du dir ein heißbegehrtes Spielmachertalent herangezogen…

Zu guter Letzt habe ich im Zuge meiner Recherchen viele Spieler gefunden, die ohne Probleme den Verband wechseln könnten. Und das obwohl sie schon etliche Jugendländerspiele für den DFB absolviert haben. Das soll jetzt keine Liste für die Scouts werden und vollständig ist sie auch nicht, aber ichw ill euch einfach mal zeigen, dass in Deutschland verdammt viele Talente und Ex-Talente sich noch mal schnell für die große internationale Karriere bei einer kleinen Nation entscheiden könnten. Also, hier ein paar Beispiele:

  • Juri Judt (1. FC Nürnberg): Kasachstan
  • Ä°lkay GündoÄŸan (1. FC Nürnberg): Türkei
  • Mehmet Ekici (1. FC Nürnberg): Türkei
  • Fabian Johnson (VfL Wolfsburg): USA
  • Tolga Cigerci (VfL Wolfsburg): Türkei
  • Ashkan Dejagah (VfL Wolfsburg): Iran
  • Lennard Sowah (Hamburger SV): Ghana
  • Stefano Celozzi (VfB Stuttgart): Italien
  • Boris Vukčević (TSG 1899 Hoffenheim): Kroatien
  • Peniel Mlapa (TSG 1899 Hoffenheim): Togo
  • Cenk Tosun (Eintracht Frankfurt): Türkei
  • Daniel Brosinski (1. FC Köln): England
  • Willi Evseev (Hannover 96): Kasachstan
  • Ömer Toprak (SC Freiburg): Türkei
  • Diego Contento (FC Bayern München): Italien
  • Christian Lell (Hertha BSC Berlin): Österreich

Die Liste ist beliebig ausbaufähig und ist frei zugänglich über www.transfermarkt.de recherchiert, also fangt nicht gleich an rumzuschreiben, dass ich hier für die Scouts irgendwelche Infos liefere. Die meisten der hier aufgeliesteten Spieler haben übrigens klare Vorstellungen, für welches Land sie mal spielen wollen und lassen sich nicht von irgendwelchen Scouts beeinflußen. Noch nicht, aber das kann ja irgendwann bei fehlender Perpektive in Deutschland noch werden…

Toby Volke

Servus, ich bin der Frittenmeister. Den Blog habe ich 2006 nach der WM in Deutschland gegründet, einfach weil ich meiner Leidenschaft, dem Fussball, mehr Zeit widmen wollte. Und was ist da besser dazu geeignet als ein Blog, wo man immer viel Hintergründe recherchieren muss. Passt perfekt oder?Verein: SV Wacker Burghausen

6 Comments
  • Frittenmeister

    Ja der Lell kommt nicht, weil er sich verzockt hat…er hat seinen Pass zu spät beantragt und bekommen. Dadurch hatte er schon Spiele im Seniorenbereich bestritten und dann kann er die Verbandswechselregelung nicht mehr in Anspruch nehmen…oder so ähnlich!

    17. November 2010 at 12:17
  • Hanse

    so ein blödsinn, der Lell kommt sicher nicht zu den aufstrebenden, sympathischen Ballesterern aus Österreich!

    Wir haben unseren Pie… schon (Harnik) – da brauchen wir keinen neuen!

    17. November 2010 at 12:15
  • Frittenmeister

    Christan Lell…der nächste im Bunde, der auf keinen Fall für den DFB spielen möchte! Er lässt derzeit über die Presse verlauten, dass er auf einen Anruf auf Österreich wartet…

    9. November 2010 at 13:32
  • Frittenmeister

    Was habe ich noch geschrieben? Mehmet Ekici könnte für die Türkei spielen? Laut diversen Medienberichten hat er sich nun dafür entschieden und verlässt die DFB-Jugendmannschaften dafür, der türkische Nationalstrainer Guus Hiddink hat ihn angerufen und ihm A-Länderspiele in Aussicht gestellt. Vom DFB hat er diese Aussicht nicht bekommen…tja und schon hat sich wieder einer entschieden. Irgendwie ist das billig, da wird doch wieder einmal die Nationalelf als Karrieremittel benutzt…kommt zumindest so rüber! Vielleicht ist es ja auch anders, ich kann es nur nicht glauben…

    29. Oktober 2010 at 15:43
  • Stephan

    Das ist genauso wie Du es berichtest. Wenn ein junger Spieler unbedingt im Nationalteam spielen will „machen wir uns nichts vor“, steigert das den Marktwert. Bekommt dieser Spieler aber nur ein Angebot aus einem anderem Land und hat nicht die Möglichkeit hier zu spielen, wird er das tun.

    Ein eventuell blödes Beispiel ist doch auch der Eurovision Song Contest (Ja, jetzt bin ich kurz bei einem anderen Thema), doch wurde hier nicht auch früher in Landessprache gesungen? Das ist lange her… Heute muss es englisch, popig und chartfähig sein. Auch hier ist der Bezug zum Nationalstolz bzw. das Heimatgefühl schon lange verloren gegangen. Schade, Stephan

    19. Oktober 2010 at 19:36
  • Hennes

    Ein Lob für die fleißige Recherchearbeit und den informativen Artikel.

    Der Name „Ferydoon Zandi“ hat mich ja direkt mal stutzen lassen. Das ist doch der Iraner, der vor einer halben Ewigkeit beim 1. FCK gespielt hat?! War mir gar nicht bewusst, dass er
    1. in Deutschland geboren wurde
    2. wirklich vor einer halben Ewigkeit in der Pfalz gespielt hat, damals aber noch ziemlich jung war
    3. heute für Azin Steel Teheran aufläuft.

    Generell finde ich die Regelung auch völlig abstrus. Gleichzeitig kann ich mir schon vorstellen, dass es Menschen gibt, die mit dem klassischen Heimatbegriff wenig anfangen können. Bei Fußballern ist das fehlende Heimatgefühl u. U. noch ausgeprägter, weil sie meist in jungen Jahren schon die Stadt, manchmal auch das Land wechseln. Das trägt sicher zur Entwurzelung bei. Und wenn dann jemand sagt, mir bedeutet das nix, ich wechsele lieber ins Nationalteam der USA, weil ich da auch spielen kann, dann finde ich das – ganz persönlich – schon ok.

    19. Oktober 2010 at 10:20

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