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Zeit für den Superboost!

by Jan-Mikael Teuner

Ein Einblick in das mögliche Drehbuch des derzeit omnipräsenten Werbespots des Superboosts.

Wer dieser Tage im Privatfernsehen eine Sportsendung schaut, wird aktuell mit einem besonderen Stück deutscher Werbekunst belohnt. Dabei hat einmal mehr ein Anbieter für Sportwetten seine Finger im Spiel: Zeit für den Superboost!

Wer bislang nicht in den Genuss des Spots gekommen ist, dem sei hier der Einblick in das mögliche Drehbuch gewährt. Für den Zuschauer vor dem Fernseher öffnet sich zunächst ein virtuelles Studiotor. Das geht so schnell, dass man die Aufschrift „Superboost“ leicht überlesen kann. Auch der Rest des Spots – von Handlung sollte nicht zwangsläufig die Rede sein – wird in schnellen Bildwechseln dargestellt.

Ein Mann, der in den Aufnahmen zunächst miniaturartig dargestellt wird, betritt das Bild und streift sich einen weißen Kittel über. Kenner wissen, dass es sich bei der Person um einen ehemaligen deutschen Fußballnationalspieler handelt. Fast zeitgleich mit ihm taucht eine Art Fan mit einem Megafon auf. Er ruft das einprägsame: „Zeit für den Superboost!“

Wer nun reichlich Special Effects oder eine überraschende Wendung im Geschehen erwartet, wird prompt enttäuscht. Der Ex-Fußballprofi,  der sogar zu den Weltmeistern 1990 zählt, setzt sich lediglich eine Sonnenbrille auf und betätigt eine Art Buzzer. Blitze zucken, Prozentzahlen blinken im Hintergrund. Top-Quoten steht im Hintergrund. Der Ex-Profi steht nun dort in der Totalen mit zum Himmel gestreckter Faust, als wolle er wie Superman in die Luft steigen oder drücke mit der geballten Faust-Geste seine demütige Solidarität bei einer Kundgebung aus.

Der Fan mit dem Megafon ruft: „Wie finden wir das?“ Ein Fan-Chor aus dem Off antwortet lauthals: „Besser!“ Zum akustischen Verständnis wird das Wort parallel dazu eingeblendet. Dann erscheint wieder der Fußballspieler in der Nahaufnahme und sagt: „Besser geht immer.“ Dabei sieht er im Zoom so jung aus, als hätte er bei der WM 2014 aktiv dabei sein können.

Die Aussagekraft des Ganzen bewegt sich auf dem Niveau eines sonntäglichen Kreisklassenkicks.  Spätestens mit der Nennung des Werbetreibenden ist zumindest klar, dass es um Sportwetten geht. Dabei scheint es Teil der Uneigennützigkeit dieser Branche zu sein, dass der Zuschauer den Anbieter schon im nächsten Moment wieder vergessen darf. Abgesehen von möglicherweise Oliver Kahn weiß man weder beim Superboost, dem 3:1-Benny (ausführlich besprochen auf 11 Freunde) oder dem elefantenreitenden Lukas Podolski, bei welchem Anbieter denn man nun sein Geld gewinnbringend anlegen soll.

An der schauspielerischen Leistung des Ex-Nationalspieler liegt es dabei am wenigsten. Er lässt die aktuellen BVB-Spieler mit ihrer gekünstelten Trainingswette und selbst Claudio Pizarro mit seiner sportgymnastischen Einlage für ein Fußball-Abo aussehen wie das, was sie sind. Fußballspieler. Keine Schauspieler.

Am Ende setzt sich möglicherweise nur die Erkenntnis durch, dass im Markt für Sportwetten das Geld weiter locker sitzt. Da nimmt man es mit der Werbewirksamkeit möglicherweise nicht so genau und darf also gespannt sein, mit welcher Perle deutscher Werbekunst der Zuschauer als Nächstes verwöhnt wird.

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