Der 167. der Weltrangliste hat es nicht einfach. Das Land selber gerät immer wieder in Turbulenzen zwischen Regierungstreuen Bürgern und Oppositionellen. Aufstände, Terror, politische Unruhen und häufige Regierungswechsel sind die Folge und natürlich leidet auch die Bevölkerung dadurch. Ohne stabile Verhältnisse geht es halt einfach nicht und solange das Volk andere Probleme hat als so ein bisschen Fussball, wird es sich auch nicht weiter groß dafür interessieren. Noch dazu ist in der Beliebtheitsskala des Volkes eher Basketball als Fussball angesagt und das merkt man der Nationalmannschaft an. Oder habt ihr das philippinsche Nationalteam in den letzten Jahren mal irgendwo wahrgenommen? Sicherlich nicht, man steht ja nicht umsonst auf Platz 167 und kann sich leider nur mit den schlechtesten Teams der Welt auf Augenhöhe messen. Aber, davon hat die Philippine Football Federation (PFF) jetzt genug. Sie will etwas ändern und macht das auch schon seit längerer Zeit. Diese Änderung betrifft aber nicht die heimische Jugendarbeit oder eine Förderung regionaler Talente, sondern man geht weltweit und ganz gezielt auf die Suche nach Fussballprofis mit philippinischen Vorfahren oder Elternteilen. Fündig wird man dabei auf der ganzen Welt, denn Filipinos sind reise- und auch auswanderungsfreudig. Ja, die Aussicht auf ein besseres Leben und die Neugier hat viele Bewohner der Philippinen in alle Welt verstreut und genau davon will der PFF jetzt profitieren. In die großen Fussballnationen wurden extra Scouts geschickt und und sie konnten auch schon die ersten Erfolge beim Werben um neue, erfahrene und gut ausgebildete Spieler für die Nationalmannschaft vermelden. Als Oberscout hat sich ein Deutscher hervorgetan. Der pensionierte Manager aus Franken, Alfons Schunk, hatte zusammen mit dem damaligen Chef des philippinischen Fussballverbandes die Idee, in Deutschland neue Spieler für die Nationalmannschaft zu suchen.
Der Anstoß dazu geht noch auf den frühen Chef des Fußballverbandes zurück. Ich hatte das mit ihm besprochen und dann haben wir angefangen zu suchen. Inzwischen sind schon einige Spieler zusammengekommen, die meisten sind bei englischen Profivereinen unter Vertrag. (Alfons Schunk, Scout für den philipinische Verband, erklärt in den Fürther Nachrichten, die Anfänge der Spielersuche)
Mit Paul Weiler ist ein weiterer Deutscher die Suche und die Organisation involviert. Er hat sofort erkannt, welches Potential in der weltweiten Spielersuche steckt und hat dementsprechend auch die Ziele formuliert.
Wenn alle Ausland-Filipinos als Filippinos gelten, dann hätten die Philippinen bald eine Nationalmannschaft, die in der deutschen 3. Bundesliga oder höher spielen könnte. Diese philippinische Team könnte dann realistisch gesehen unter die besten 100 FIFA Länder kommen. (Paul Weiler, Berater der PFF)
Auch zwei Deutsche sind inzwischen in der philippinischen Nationalmannschaft aktiv. Stephan Schröck ist der eine davon und er ist so etwas wie der Star der Philippinen, denn er spielt beim Spvgg Greuther Fürth in der 2. Bundesliga und zeigt dort Woche für Woche, dass er zu den besten Spielern dieser Liga gehört. Für seine neue Nationalmannschaftskarriere muss er aber nicht seinen deutschen Pass abgeben, denn die Philippinos sind dabei sehr kreativ vorgegangen, um ja keinen Spieler aufgrund der Passproblematik zu verscheuchen. Hätte er nämlich die philippinische Staatsbürgerschaft voll angenommen, dann hätte er den deutschen Pass abgeben müssen und hätte mit einigen Nachteilen bzw. Einschränkungen angefangen von der Wahlberechtigung bis hin zur Arbeitserlaubnis hierzulande rechnen müssen. Da er aber nur einen Teilzeit-Pass bekommen hat, gibt es diese Problematik nicht. Sein Pass, so erklärt es Schröck-Entdecker Alfons Schunk, wird nur dann aktiviert, wenn er zu einem Spiel der Nationalmannschaft fährt und anschließend sofort wieder ungültig. Diese Regelung ist ja mal sehr kreativ…
Meine Mutter ist Philippinin, mein Vater Deutscher. Aber ich fühle mich seit meiner Jugend den Philippinen sehr verbunden, wir sind früher auch einmal pro Jahr dorthin geflogen. (Manuel Ott, Neu-Nationalspieler der Philippinen, im Interview mit den 11Freunden)
Ich habe meiner Mutter alles zu verdanken. Sie hatte es nach der frühen Trennung von meinem Vater nicht leicht, mich und meine Schwester Daniela über die Runden zu bringen. Damit kann ich ihr etwas zurückgeben. (Stephan Schröck, Neu-Nationalspieler der Philippinen, im Interview mit der BILD im Jahr 2008)
Eigentlich ist das ja nicht gerade fein, was der philippinische Verband hier macht. Schickt Scouts, die sich den Stammbaum der Spieler anschauen, schauen ob sie Fussball spielen können und anschließend werden sie überzeugt, für das Land ihrer Väter und Mütter zu spielen. Wenn man sich jedoch die Aussagen der meisten Spieler, als Beispiel nehme ich mal die beiden Deutschen hier im Team, anhört, dann merkt man sofort, dass die Nationalmannschaft für alle eine Herzensangelegenheit ist. Wer würde auch sonst für ein Länderspiel die Strapazen von einer 14.000 km Reise auf sich nehmen und dafür bis zu 16 Stunden im Flugzeug zu sitzen? Das macht man nicht, weil man nichts besseres zu tun hat, das macht man, weil man sich mit dem Land identifiziert. Und sonderlich förderlich für die große Fussballerkarriere wird diese Nationalmannschaftskarriere auch nicht sein, denn dafür ist das Land zu unbedeutend. Was anderes wäre es, wenn die Spieler in eine der großen Fussballnationen gewechselt wären, dann würde ihr Marktwert steigen, ihre Bekanntheit und mit Sicherheit auch ihr Gehalt. Aber so bringt ihnen das nichts ein außer Ruhm und Ehre, und den Verwandten ein paar Pesos für das Schulgeld…
Nur wenn ich spiele, können meine Cousins und Cousinen umsonst auf die Schule gehen. Ich bin das meiner Familie einfach schuldig. (Stephan Schröck, Neu-Nationalspieler der Philippinen, im Interview mit der BILD)
Und wer sonst noch so im (erweiterten) Kader steht und seine Wurzeln teilweise in Europa oder der USA hat, seht ihr hier in der kleinen Übersicht (in Klammern steht immer die zweite Nationalität des Spielers):
Tor:
- Neil Etheridge (England, ehemaliger u16-Nationalspieler Englands)
- Eduard Sacapaño
- Edmundo Mercado
Abwehr:
- Aly Borromeo (USA)
- Anton del Rosario (USA)
- Robert Gier (England)
- Joebel Bermejo
- Jason Cordova
- Eduardo Gempisaw
- Gerald Orcullo
Mittelfeld:
- Stephan Schröck (Deutschland, ehemaliger U18/U19/U20-Nationalspieler Deutschlands)
- Manuel Gelito Ott (Deutschland)
- Jason de Jong (Niederlande)
- James Joseph Younghusband (England)
- Phil Younghusband (England)
- Emelio Caligdong
- Bongbong Roxy Dorlas
- Roel Gener
- Christopher Greatwich (England)
- Simon Greatwich
- Francis Gustilo
Angriff:
- Ian Araneta
- Yanti Barsales
- Chad Gould (England)
- Jovanie Simpron
Nun gut, also höherklassig spielen die wenigsten der Spieler, aber ein Qualitätsgewinn sind die in Europa und der USA ausgebildeten Spieler auf jeden Fall. Der ein oder andere Spieler ist sogar so gut, dass er in der Jugendnationalmannschaft seines Landes spielen durfte. Allen voran denke ich da an den ehemaligen englischen U16-Nationalspieler Neil Etheridge und natürlich an den schon oben erwähnten Stephan Schröck, der in fast allen deutschen Jugendauswahlmannschaften zum Einsatz kam. Für die ganz große Weltkarriere hat es dann aber doch nicht gereicht und so ist ihnen die Entscheidung nicht sonderlich schwer gefallen, in die Nationalmannschaft ihrer Vorfahren zu wechseln und dort ein wenig Entwicklungshelfer zu spielen und die philippinische Nationalmannschaft neu aufzubauen.
Inzwischen haben die Scouts weitere junge Spieler gefunden, die in ihr Suchraster passen. Auch in Deutschland sind sie fündig geworden und bald wird man wohl den ein oder anderen weiteren Halb-Deutschen in der philippinischen Nationalmannschaft sehen. Bekannt sind diese Spieler jedoch nur den allerbesten Experten unter euch oder habt ihr schon mal was von Jeffrey Tumanan (SSVg Velbert 02, ehemaliger U17/U19-Nationalspieler Deutschlands), Denis Wolf (1. FC Magdeburg), Mark Drinkuth (Fortuna Düsseldorf Jugend) und Roland Müller (MSV Duisburg) gehört? Der Beste ist den Scouts aber durch die Lappen gegangen, denn David Alaba, das Wunderkind des FC Bayern München, hatte die Wahl zwischen drei Nationalmannschaften. Für ihn war jedoch klar, dass er nicht für das Land seines Vaters (Nigeria) oder für das Land seiner Mutter (Philippinen) spielen wird, sondern nur für das Land in dem er aufgewachsen ist. Und so hat Österreich ein Jahrhundertalent dazubekommen und die Philippien eben nicht.
Wie auch immer, Sorgen machen muss sich der DFB bei diesen Abwerbeversuchen sicherlich nicht und für die Jungen ist es sicher das Erlebnis ihres Lebens. Na dann, viel Glück dabei und natürlich auch viel Spass! Genießt eure Nationalmannschaftskarriere…
Quelle: Wikipedia, 11Freunde, Transfermarkt.de, National-football.com, PFSA