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Mit einem totem Freund ins Stadion | Fritten, Fussball & Bier
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Fritten, Fussball & Bier / Kuriose Sache  / Mit einem totem Freund ins Stadion

Mit einem totem Freund ins Stadion

In Südamerika haben die Leute eine ganz andere Einstellung zum Leben und zum Tod wie bei uns. Meine Gedanken werdet ihr schnell nachvollziehen können, wenn ihr Euch eine kurze aber wahre Geschichte anhört. In Kolumbien, dem Land der Morde und der Drogenbarone, hat man eine etwas andere Einstellung zum Tod. Das liegt sicher auch an der hohen Mordrate in dem Land und so versinkt man nicht ewig in Trauer sondern macht das Beste daraus und macht sich noch mal einen schönen Tag. So etwas kann natürlich für andere Leute schnell mal befremdlich und skurril wirken…

Anders ist es aber nicht zu erklären, wenn man im Stadion in der Kurve steht und sich neben dir auf einmal ein paar Jungs hinstellen, einen Sarg auf den Schultern haben und aus diesen einen Leichnam herausholen und mit ihm zusammen ganz locker, als wäre das das Selbstverständlichste auf der Welt, das Spiel weiter anschauen. Skurril ist das, keine Frage, aber das Ganze hat einen traurigen Anlass und sollte eigentlich keine Spassaktion sein. Die Jungs des Fanclubs „Barra del Indio“ vom kolumbianischen Klubs Cucuta wollten mit ihrem vor einigen Tagen ermordeten Kumpel noch ein letztes Mal im Stadion einen Sieg ihrer Mannschaft feiern und ihm so seine letzte Ehre erweisen. Genau deswegen haben sie ihren Kumpel dann noch einmal geholt, aus dem Leichenschauhaus, und sind mit ihm zum Heimspiel ihrer Mannschaft gefahren.

Mein Sohn wollte den Abschied so, das haben mir die Jungs gesagt. Daher habe ich das akzeptiert. (Die Mutter des Ermordeten Jungen)

Wer wünscht sich nicht solche Freunde, die selbst nach dem Tod noch alles für einen tun, dafür sogar Gesetze brechen und so einem mit dem Stadionbesuch noch einen letzten Wunsch erfüllen. So etwas kannst du aber auch nur in Südamerika bringen, hierzulande würde man für den Diebstahl eines Leichnams für einige Zeit in den Knast wandern, in Kolumbien spricht der lokale Polizeichef nur von einem „unglücklichen Vorfall“ und lässt es wohl dabei auch beruhen. Vielleicht meinte er damit aber auch das Spiel, denn kaum war der Tote ausgepackt und sah sich das Spiel außerhalb seiner Behältnisses an, fiel der 1:1-Ausgleich…

Toby Volke

Servus, ich bin der Frittenmeister. Den Blog habe ich 2006 nach der WM in Deutschland gegründet, einfach weil ich meiner Leidenschaft, dem Fussball, mehr Zeit widmen wollte. Und was ist da besser dazu geeignet als ein Blog, wo man immer viel Hintergründe recherchieren muss. Passt perfekt oder?Verein: SV Wacker Burghausen

3 Comments
  • fahnenmeier

    Ich frage mich ob die Freunde für ihn eine Eintrittskarte kaufen mussten …

    18. April 2011 at 16:33
  • Karsten

    Andere Länder, andere Sitten … so wirklich nachvollziehen bzw. gutheißen kann ich das nicht, auch wenn es natürlich die Dedikation seiner Freunde aufzeigt. Trotzdem halte ich es für etwas geschmacklos, aber das ist natürlich auch aus der Sichtweise unserer Kultur betrachtet.

    31. März 2011 at 09:28
  • Heinz

    Jaaa, das hab ich heute auch gehört! Und hat seine Mannschaft nun noch gewonnen? Ich glaub bei uns wäre es nichtmal möglich gewesen, des Sarg mit ins Stadion zu bringen… haben die Wachmänner gedacht, dass es ein Gag ist, weil man die Gegenmanschaft tot machen will? Wie kommt ein Sarg dahin? Kranke Geschichte auf jeden Fall.. Ich wäre als Toter übrigens nicht so erfreut darüber gewesen, wenn meine Freunde noch meine Leiche „schänden“(so würden es sicher deutsche Staatsanwälte sehen) und mich in der Öffentlichkeit präsentieren, so bleich und leblos… naja… jedem seins^^

    29. März 2011 at 14:27

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