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Der Süd-Niedersächsische Fussballbund („South Lower Saxonian Football Federation“) | Fritten, Fussball & Bier
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Fritten, Fussball & Bier / Kuriose Sache  / Der Süd-Niedersächsische Fussballbund („South Lower Saxonian Football Federation“)

Der Süd-Niedersächsische Fussballbund („South Lower Saxonian Football Federation“)

Wer glaubt, dass es in Deutschland nur eine Nationalmannschaft gibt, der hat seit dem Ende der DDR Recht. Oder eigentlich auch wieder nicht, denn seit einigen Jahren existiert neben der offiziellen DFB-Nationalmannschaft noch die SNFB-Nationalmannschaft. SNFB? Wat soll das denn wieder für eine obskure Spinnerei sein? Diese Frage kommt vollkommen zu Recht, denn was der SNFB genau ist, lässt sich erst durch ein genaueres Hinsehen ergründen. Aber schon mal vorweg, eine Spinnerei ist das ganze Ganz und Gar nicht, ein wenig rätselhaft vielleicht schon. Ich habe mal ein wenig in alten Zeitungsberichten nachgeforscht und bin dabei wieder einmal auf die Welt abseits der FIFA, UEFA oder des DFB gestoßen.

Am Anfang muss ich jetzt aber erst einmal kurz die Abkürzung SNFB erklären, damit ihr überhaupt versteht, um was es hier geht. Es ist eigentlich ja ganz einfach. Das SNFB steht nämlich für „Süd-Niedersächsischer Fusballbund“ und wie wir aus dem schulischen Geografieunterricht wissen sollten, liegt Niedersachsen in Deutschland. Mit Südniedersachsen ist dabei genauer der südliches Teil des Bundeslandes Niedersachsen gemeint und hat keine klar definierten Grenzen (irgendwo zwischen Weser und Harz). Niemand kann also genau sagen, wo Südniedersachsen anfängt und wo es endet. Um die Einordnung auf die Landkarte für euch trotzdem ein wenig leichter zu machen, zähle ich euch mal bekanntere Regionen von Südniedersachsen auf: Weserbergland, Leinetal, Leinebergland, Harz, Eichsfeld, Landkreis Göttingen, Landkreis Osterode am Harz, Landkreis Gosla

Politisch gesehen gibt es Südniedersachsen auch nur sehr bedingt bis gar nicht. Eigentlich muss man, dass der Name Südniedersachsen von einigen offiziellen Stellen verwendet wird (z.B. Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen, Landschaftsverband Süd-Niedersachsen, usw.), jedoch keinen größeren Einfluss egal in welchem Bereich hat. Allenfalls im kulturellen Bereich kann man seit 2005 sich ein wenig wichtig machen, da in diesem Jahr das Land Niedersachsen seine Bezirksregierungen aufgelöst hat und die Aufgaben der regionalen Kulturförderung an den Landschaftsverband Süd-Niedersachsen übertragen hat. Mehr gibt es zum Land Südniedersachsen eigentlich nicht zu sagen, ob diese paar Randnotizen reichen einen eigenen Fußballverband zu gründen und sogar als inoffizielles Land an inoffiziellen Weltmeisterschaften teilzunehmen, ist ein Frage, die ich hier offen lassen. Mir geht es in diesem Artikel eigentlich nur um das sportliche und um die Kuriosität, einen eigenen Fußballverband zu gründen. Und dazu kommen wir jetzt…

Wenn Schottland ein eigenes Team stellt, dann kann SüdNiedersachsen dies auch. (Christopher Pauer, Mitgründer und Pressesprecher des SNFB)

Eigentlich wurde das Land Südniedersachsen aus einer Bierlaune heraus gegründet, oder eigentlich ja auch wieder nicht, denn wichtig ist die Staatsform an sich nicht. Eigentlich sieht man sich mehr auf einer Stufe mit Ländern wie Schottland oder Wales, die auch kein eigenens Land sind, aber trotzdem sich mit einer Nationalmannschaft in der Öffentlichkeit präsentieren dürfen. Auf einer Party im Jahre 2005 in Göttingen haben Fans des insolventen und aufelösten Vereins FC Göttingen 05 die Unabhängigeit für das Land erklärt, weil es ihnen auf den Sack ging, dass ihr südliches Niedersachsen weltweit und vor allem im Fußballbereich so wenig Beachtung fand. Präsidenten, Minister und Abgeordnete waren schnell gefunden und nach dieser einen Partynacht war auch die Unabhängigkeitserklärung offiziell verbreitet. Obwohl sie jedoch keine Abspaltung von Deutschland wollen und auch sonst keine politischen Forderungen haben, sind die Jung-Politiker an Auftritten in der Öffentlichkeit und an Mediepräsenz interessiert. Doch in den nächsten Wochen stellen die neuen Politiker ihres neuen Landes fest, dass sich einfach kein Schwein auf der Welt für die Reklamation der Republik Südniedersachsen interessiert hat und auch nicht interessiert. Das Problem wurde schnell eingekreist in diese drei Punkte:

  1. Es gibt kein Land
  2. Es gibt keine Bevölkerung
  3. Es gibt keine Nationalmannschaft

Während man die ersten beiden Punkte nicht so leicht lösen konnte, war man sich schnell einig, den dritten Punkt anzugehen und schnell eine Nationalmannschaft zu gründen. Um jedoch eine Nationalmannschaft ins Rennen schicken zu können, muss es dazu auch einen Fussballverband geben. Aber das ist ja auch kein Problem, die Gründung wurde schnell vollzogen, eine Satzung nach einer durchzechten Nacht niedergeschrieben und Mitglied beim NF-Board (Nicht-Fifa-Board) wurde man auch. Tja und schon stand der „Nationalelf für Südniedersachsen“ nichts mehr im Weg. Bei der Aufnahmerede im Juni 2005 beim NF-Board-Kongress in London hat der SNFB die NF-Board Verantwortlichen übrigens mit folgenden Argumente für die Aufnahme von Südniedersachsen überzeugen können:

  • Spaß am Fußball
  • Unterstützung der Länder, die in die FIFA aufgenommen werden wollen
  • den DFB ärgern, auch weil uns der ganze Kommerz beim Fußball auf die Nerven geht
  • den völkerverbindenden Charakter heraustellen

Das eigentliche ernsthafte Ziel der Göttinger Fussballfans war es und ist es nach wie vor, dass nach der Insolvenz des Südniedersächsischen Fussballaushängeschildes, dem FC Göttingen 05, kein Profifussball mehr in der Region stattfindet und sich auch sonst fussballerisch niemand für die Region interessiert. Die Fans hatten Angst, endgültig von den Fussballlandkarten zu verschwinden und gründeten zur besseren Unterstützung des regionalen Fussballs den SNFB.

In unseren Augen muss man Fußball kritisch betrachten können, wir wollen die Sicht der Fans zur Politik der etablierten Verbände ins richtige Licht rücken und Länder wie z.B. Tibet sollte man schlicht unterstützen. (Christopher Pauer, Mitgründer und Pressesprecher des SNFB)

Fakten kompakt:

  • offizielle internationale Bezeichnung: South Lower Saxonian Football Federation
  • Gründung: 24.03.2005 in Göttingen
  • Farben der Nationalmannschaft: schwarz-gelb-grün
  • Initiiert von Fans des nicht mehr existenten insolventen Vereins FC Göttingen 05 (Göttinger Fussballfans)
  • Seit 2006 Mitglied im NF-Board (Non-FIFA-Board), Vereinigung nicht von der FIFA anerkannter Fussballverbände
  • Der SNFB hat vorerst kein Interesse an einer Aufnahme in die FIFA, was auch gar nicht möglich wäre, da man ja kein anerkanntes eigenes Land ist und auch kein Staatsgebiet besitzt (Vorraussetzung für eine FIFA-Mitgliedschaft).
  • Hintergrund der Gründung: Man will die derzeitige DFB-Politik (Jahre 2004/2005) ärgern (schwache Spiele, trotzdem hohe Prämien)
  • Momentan keine eigene Liga in Süd-Niedersachsen (Spieler für die Nationalmannschaft spielen in DFB-Ligen und Freizeitligen)

Für ein besseres Verständnis, um was es dem SNFB eigentlich geht, hab ich euch die ersten Zeilen der Verbandssatzung herauskopiert:

§1 Zweck des Vereins: Vorstellung und Ziele

Der Fußballsport wird zunehmend als ein Markenprodukt gesehen, welches entsprechend vermarktet werden soll. Gerade in höheren Ligen mutieren Fußballvereine zu Wirtschaftsunternehmen, deren Sogkraft sich selbst Verbände nicht entziehen können, respektive wollen. Aber auch in den unteren, also den Amateurligen gewinnt der Einfluss von Geld auf den Sport zunehmend an Bedeutung. Der SNFB sieht es als eine seiner Aufgaben an, den Spaß am Fußball wieder in den Vordergrund zu stellen. Wir wenden uns gegen den Ausverkauf und eine endgültige Kommerzialisierung des Fußballs. Ganz besonders möchte der SNFB an die soziale Verantwortung und den integrativen Charakter des Fußballs erinnern und diesen fördern

Gerade in Zeiten, in denen Sozialschwache und Arbeitslose von Kürzungen in verschiedensten Bereichen betroffen sind, möchte der SNFB eine Plattform bieten, um auf soziale Spannungen hinzuweisen: Es ist nicht gleichbedeutend aus einer Wirtschaftsmacht, wie es Deutschland ist, zu stammen und gleichzeitig „wohlhabend“ zu sein. Deshalb ist es für die Spieler im Verband des SNFB eine Selbstverständlichkeit, für die Teilnahme an einem (internationalen) Turnier keinerlei Prämien zu verlangen bzw. wird der SNFB keine Prämien in Aussicht stellen

Der SNFB erkennt nicht nur den Spaß am Spiel auf dem Feld, sondern zudem auch den gesellschaftlichen Wert des Fußballs am Spielfeldrand und in den Stadien an. Deshalb wendet sich der SNFB gegen die voranschreitende Repression von Fußballfans, die zwar als Kunden dringend benötigt, im Gegenzug jedoch immer mehr ihrer bürgerlichen Rechte beraubt werden. Als nicht diskutabel – unzweifelhaft auch aus finanziellen sowie sicherheitstechnischen Gründen-, erachtet der SNFB den stetigen Abbau von Stehplätzen in Stadien.

Der SNFB distanziert sich ausdrücklich von jeder Form der Gewalt; das gilt selbstverständlich auch für den Fußballsport. Trotzdem steht der SNFB vielen Sicherheitskonzepten im Bereich des Fußballs mehr als kritisch gegenüber. Hier werden leichtfertig und ohne notwendiges Hinterfragen Bürgerrechte (z.B. Reisefreiheit, Ãœberwachung, die in den „gläsernen Bürger“ mündet) außer Kraft gesetzt, die auch auf andere gesellschaftliche Bereiche übertragbar sind. Da der SNFB die festgeschriebenen Grundrechte des Grundgesetzes der BRD anerkennt, sind diese Einschnitte nicht zu akzeptieren.

Desweiteren ist es für den SNFB inakzeptabel, daß immer mehr Menschen auf Grund ihrer finanziellen bzw. sozialen Situation aus dem kulturellen Leben ausgeschlossen werden. Ob dies nun im Alltag oder im Rahmen einer Fußballveranstaltung geschieht, ist irrelevant: Wir betrachten Kultur als elementares Recht eines jeden Menschen!

Insbesondere die Arbeit von Fanprojekten darf nicht behindert oder finanziell gekürzt werden. Ganz im Gegenteil: Diese in den letzten Jahren erfolgreiche Arbeit muss unterstützt und weiter gefördert werden.

Zusätzlich zu den oben aufgeführten Gründen, versteht sich der SNFB als eine Vereinigung, die sich von jeder Form der Diskriminierung (beispielsweise Rassismus und Sexismus) anderer abgrenzt. Deswegen unterstützt der SNFB Organisationen wie unabhängige Fanprojekte, BAFF (Bündnis Aktiver Fußball Fans) und FARE (Football Against Racism in Europe).

Weiterhin möchte der SNFB mit seiner Mitgliedschaft im N.F.-Board, die verschiedenen Verbände in ihrem Bestreben um Aufnahme in den Weltfußballverband unterstützen, die durch den Aufnahmestopp an einer Mitgliedschaft in der FIFA und Teilnahme an Qualifikationen für FIFA-Turniere gehindert werden.

Besonders in Zeiten der fortschreitenden Globalisierung, sehen wir in einem Bezug auf unsere Region – also die Zurückbesinnung auf die regionale Identität als dauerhaftes Gegengewicht zur allgemeinen Globalisierung – die Chance, ein Gegengewicht zu den „Global Players“ darzustellen, um so auch wirtschaftlich schwächere Regionen zu fördern. Dieses sehen wir ausdrücklich nicht als Abschottung oder als Förderung eines übertriebenen Nationalismus!

Der SNFB möchte keine Abspaltung SüdNiedersachsens von Deutschland forcieren, wir sehen es eher unter dem sportlichen Gesichtspunkt, in dem wir das gleiche Recht fordern, wie es z.B. Schottland besitzt und gründeten daher im März 2005 einen eigenen Fußballbund, der den offiziellen Namen „SüdNiedersächsischer Fußball-Bund“ besitzt.

Die Forderungen sind gut und nachvollziehbar! Mich wundert es nur, dass andere Regionen in Deutschland, wie z.B. die Franken (die ja schon ewig ein eigenes Bundesland fordern) nicht auf die Idee mit einer offiziellen Nationalmannschaft gekommen sind. Vielleicht klappt es dann ja endlich auch mal mit der Unabhängigkeit von Bayern…

Eigentlich wollte ich hier ja noch ein kleines Interview mit dem Präsidenten des SNFB zu lesen bereitstellen, doch leider hat man bisher nicht auf meine Interviewanfrage reagiert. Vielleicht gibt es den Verband schon wieder gar nicht, vielleicht existiert er sowieso nur als Kneipenmythos, wie auch immer, falls sich noch etwas Richtung Interview tun wird, werde ich es euch natürlich wissen lassen. So long…

Weiterführende Links:

Toby Volke

Servus, ich bin der Frittenmeister. Den Blog habe ich 2006 nach der WM in Deutschland gegründet, einfach weil ich meiner Leidenschaft, dem Fussball, mehr Zeit widmen wollte. Und was ist da besser dazu geeignet als ein Blog, wo man immer viel Hintergründe recherchieren muss. Passt perfekt oder?Verein: SV Wacker Burghausen

3 Comments
  • chrissi

    erstaunliche Informationen! nur frage ich mich, wo die her sind, weil viele schlichtweg falsch sind.gut erfunden ist noch lange nicht richtig.

    18. November 2009 at 21:50
  • Präsident

    Grüße,

    hier spricht der immer noch Präsident des SNFB. Kein Witz!!
    Falls du mit mir Kontakt bzgl. eines Interviews aufnehmen möchtest – du hast meine Emailadresse.

    Philipp

    14. August 2009 at 19:45

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